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Le camp d’internés 1914-1919
Le camp d’internés 1914-1919

Dieser Internet-Auftritt verfolgt das Ziel, möglichst viele Informationen über das Internierungslager auf der Ile Longue zusammenzustellen, damit Historiker und Nachkommen der Internierten sich ein Bild von den Realitäten dieses bisher wenig bekannten Lagers machen können - nicht zuletzt auch, um die bedeutenden kulturellen Leistungen der Lagerinsassen zu würdigen.

Le but de ce site est de prendre contact avec les familles des prisonniers allemands, autrichiens, hongrois, ottomans, alsaciens-lorrains... qui ont été internés, pendant la Première Guerre mondiale, dans le camp de l’Ile Longue (Finistère).

Gesundheitswesen
On-line gesetzt am 1. November 2012
zuletzt geändert am 24. Februar 2015

Als der Präfekt des Départements Finistère im August 1914 den Vorschlag macht, auf Ile Longue ein Gefangenenlager einzurichten, scheint er der Frage der Krankenversorgung wenig Aufmerksamkeit geschenkt zu haben : „Die Kranken sind nach Brest zu verlegen“. Sehr schnell wird aber klar, dass es notwendig ist, einen Sanitätsdienst an Ort und Stelle zu organisieren. Weil es sich um ein gemischtes Lager für Kriegsgefangene und Zivilinternierte unter Verwaltung des Kriegsministeriums handelt, obliegt es der Marine, diesen Dienst zu organisieren, der sich gegebenenfalls auf Einrichtungen der Marine-Basis, das Marinespital und die Sanitätsstation auf der Ile der Trébéron, stützen kann.

Im Juni 1916 besteht der Gesundheitsdienst aus einem französischen Militärarzt, einem Unteroffizier und vier Krankenpflegern, denen ein Hilfsarzt, ein Apotheker und acht deutsche Krankenpfleger zur Seite stehen. Diese Ärzte verfügen über eine Krankenstation im alten Fort mit vier Sälen, das heißt mit insgesamt 63 Betten und einer Baracke in den Wassergräben eben dieses Forts. Außerdem ist ein Notdienst im Inneren des Lagers vorhanden.

Das Pflegeangebot wird durch einen zahnärztlichen Dienst eines französischen Zahnarztes ergänzt, der einmal pro Woche ins Lager kommt und dem zwei inhaftierte Zahnärzte assistieren. “Es gibt keinen Zahnarzt auf der Halbinsel von Crozon…Ich muss übrigens melden, dass sich die Kranken seit der Mobilmachung von nicht eingerückten Zahnärzten an verschiedenen Orten der Region behandeln lassen. Unsere Bevölkerung ist also kaum besser gestellt als die Internierten in den Lagern, die auch die Möglichkeit haben, sich von den in jedem Lager diensttuenden Ärzten behandeln zu lassen”, schreibt der Präfekt am 2. November 1915. Er muss also außerhalb der Halbinsel von Crozon einen Zahnarzt suchen, was zusätzliche Kosten verursacht.

Der zahnärztliche Dienst wird also hauptsächlich von deutschen Zahnärzten getragen. Im Januar 1917 werden zwei Zahnärzte, Wilhelm Heinrich Leist und Ingo von Gregory, für eine monatliche Vergütung von 50 Francs damit beauftragt, die zahnärztliche Versorgung der Internierten von Ile Longue, aber auch der Bewohner von Lanvéoc, Crozon und Kerbénéat (Plounéventer) zu übernehmen. Nur der Internierte von Gregory ist approbierter Zahnarzt. W. H. Leist ist es nicht, obwohl er seit zwei Jahren als Zahnarzt im Lager tätig ist. Beiden stehen als Hilfen die Internierten Fischer und Hancke zur Seite. Der Weggang eines dieser Internierten hat eine empfindliche Störung der Versorgung zur Folge, wie es im Juli 1916 in Lanvéoc der Fall war, als der Internierte Ramsperger das Lager verließ.

Als im Juli 1916 die Verwaltung des Lagers dem Innenministerium übertragen wurde, hätte auch der Gesundheitsdienst umorganisiert werden müssen, aber der Präfekt findet keine Ärzte. „Die Knappheit an zivilen Ärzten ist so akut, dass die ärztliche Versorung der Zivilbevölkerung des Kantons Crozon, in dem die Ile Longue liegt, ausschließlich von Militärärzten geleistet wird“ (2. August 1916). Der Präfekt sieht sich also gezwungen, einen Militärarzt mit der medizinischen Versorgung der Internierten, aber auch der Soldaten der Wachkompanie zu beauftragen. Problematisch wird auch die Frage der Verlegung ins Krankenhaus nach Brest. Statt ins Marinekrankenhaus wie bisher hätten die Kranken nun ins Zivilhospiz überwiesen werden müssen; das hätte aber eine Bewachung der eingelieferten Internierten erfordert, während das Marinekrankenhaus ohnehin militärisch bewacht ist und alle Sicherheitsgarantien bietet. Im April 1917 wird jedoch bekannt, dass es sich hier nur um eine inoffizielle Vereinbarung handelt.

Ein Jahr nach der Übertragung des Lagers an zivile Dienststellen wird in der Absicht, das Wachpersonal zu reduzieren, vom Militär beschlossen, mit Mitteln des Kriegsministeriums die Krankenstation ins Innere des Lagers zu verlegen. Sie soll ihren Platz im südlichen Teil des Lagergeländes, fern der anderen Baracken, erhalten. Die Wahl fällt auf eine Adrianbaracke mit einem Sprechzimmer für den Arzt, einer Kräuterteestube, einer Apotheke für die Krankenpfleger, einem Krankensaal (20 Betten), einem Saal für Fieberkranke (20 Betten), sowie einem Saal (10 Betten) für Patienten mit Ansteckungskrankheiten.

Die Versorgung mit Medikamenten erweist sich als schwierig. So beklagt sich der Internierte Reinauer in einem versteckten Brief an seine Mutter vom 5. Juli 1915: "Alle Kosten für Medikamente,Verbandsmaterial, Watte usw. müssen wir selbst tragern. Deswegen wollten die gutgestellten Kreise des Lagers einen Wohltätigkeitstag zugunsten der Krankenstation organisieren, was aber in letzter Minute verboten wurde. – Vielleicht kann mir unser Rotes Kreuz derartige Sachen schicken.” Und das geschieht auch einige Wochen später. Am 23. November 1915 hat das deutsche Rote Kreuz tatsächlich zwei Kisten Verbandszeug und Medikamente ins Lager Ile Longue liefern lassen. Es wird jedoch empfohlen, die Handhabung und Verteilung einer kompetenten Person zu übertragen, weil einige Medikamente (Opium, Morphin, Laudanum usw.) nur unter medizinischer Aufsicht verabreicht werden dürfen. Für die Lagerverwaltung sind die Preise der Medikamente in Crozon hoch, deshalb schlägt der Direktor des Lagers Lanvéoc vor, eine bestimmte Anzahl von Medikamenten in Brest zu kaufen und sie von einem internierten Arzt und Apothekenhelfer aufbereiten zu lassen.

Das internationale Rote Kreuz, wie auch der Verein Christlicher Junger Männer, die Schweizerische Gesandtschaft und die Botschaft der Vereinigten Staaten üben nach wie vor einen Druck dahin gehend aus, dass die Internierten der kriegsführenden Länder angemessen versorgt werden. Vor allem die Schweiz ist aktiv, und regelmäßig besuchen französisch-schweizerische Ärzte-Kommissionen die Lager, um diejenigen Gefangenen auszusuchen, die aufgrund ihres Gesundheitszustands, ihres Alters oder eines Gebrechens in die Heimat entlassen oder in der Schweiz interniert werden können. Zu diesem Zweck werden im Januar 1915 auf Ile Longue 23 über 55-jährige und vier weitere zwischen 17 und 55 Jahre alte, allerdings kriegsuntaugliche Männer identifiziert. Im November desselben Jahres beantragen 1100 Internierte von den insgesamt 1794, die das Lager zu diesem Zeitpunkt zählt, von einer französisch-schweizerischen Ärzte-Kommission untersucht zu werden. Die Folge davon: viele Enttäuschungen und verflogene Hoffnungen.

Trotz der Versorgung durch den ärztlichen Dienst sterben manche Internierte während ihrer Gefangenschaft. Eine Aufstellung vom 25. Feburar 1920 führt 22 Todesfälle für das Lagere Ile Longue auf, aber eine andere Liste vom 6. August 1919 nennt 29 Namen. Wir selbst haben 30 Tote identifiziert, zu denen wahrscheinlich noch einige Kriegsgefangene gezählt werden müssen, die starben, als das Lager noch unter militärischer Verwaltung stand.

Tatsächlich sterben die Zivilinternierten nur selten im Lager, sondern eher während ihres Aufenthalts im Krankenhaus, vornehmlich in Brest. Dennoch wird ein Todesfall im Département Allier erwähnt, ein anderer in Morlaix, einer in Quimper, ein weiterer auf der Ile Trébéron und ein letzter an Bord der Charles Martel , einem abgerüsteten Kreuzer, der als Gefängnisschiff dient. Nur zwei Internierte sterben auf Ile Longue, nämlich Aziz Feizullah, am 28. April 1918 und Karl Johann Nawitzki. Letzterer wird am 16. Juni 1919 von einer Wache erschossen. An diesem Abend beschimpfen sieben oder acht Internierte den Wachsoldaten, der ihnen befiehlt, schlafen zu gehen. Nach einer letzten Provokation schießt der aufgebrachte Soldat schließlich in Richtung der Baracke 52. Einer der Provokateure, Frantz Scheiding, wird an der rechten Schulter verletzt, aber die Kugel, die ihren Weg fortsetzt, durchschlägt eine Wand und verletzt den auf seinem Bett sitzenden Karl Nawitzki tödlich. Derartige Verletzungen sind in der Geschichte des Lagers sehr selten. Zu nennen wäre hier Walter Magdeburg, der bei seinem Fluchtversuch am 28. August 1919 von einer Wache durch einen Bajonett-Stoß in den Magen verletzt wird, wobei der Stoß zum Glück teilweise durch einen Koffer abgefangen wird, den Magdeburg trägt. Während seines Verhörs teilt er mit, dass mehrere Internierte einen Facharzt im Krankenhaus aufsuchen wollten, um bei ihrem Aufenthalt in Brest zu fliehen. Frantz Scheiding und Walter Magdeburg wurden dort wegen ihrer Verletzungen behandelt.

Zwischen dem 28. September 1915 und dem 7. Oktober 1919 werden insgesamt 135 Internierte in Brester Krankenhäusern behandelt. Verzeichnet finden sich Fälle von Rheumatismus, Sumpffieber, Syphillis, Lungentuberkulose, Delirium, Hämorrhoïden, Geistesstörung, chronischem Ausschlag, Knochenbrüchen, Bronchitis, Typhus …

Der letzte Militärarzt des Lagers, Dr. Valensin, beendet seine Tätigkeit, als er am 22. April 1919 demobilisiert wird. Er hatte mit der Grippe-Epidemie im Lager fertig werden müssen. Seine Aufgabe übernimmt Dr. Donnard aus Crozon gegen eine monatliche Vergütung von 200 Francs.

  • Mehr dazu in : Didier CADIOU, « Les derniers mois du camp d’internement de l’Île longue », Avel Gornog, N° 18, Crozon, Juli 2010, S. 34-50.

Viele Internierte, die wärhend ihrer Gefangenschaft gestorben sind, ruhen auf dem Friedhof Kerfautras in Brest (Abteilung 31) :

  • Edmund ALSCHER, gestorben am 30. März 1919 im Pflegeheim von Morlaix, unbekannt Grabstätte,
  • Georg BRAUN, gestorben am 24. Februar 1919 im Krankenhaus der Marinewerft von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Jevrem CERNOJAKITCH, gestorben am 6. März 1919 im Krankenhaus von La Palisse (Allier), unbekannt Grabstätte,
  • Mustapha EMIN, gestorben am 28. März 1919 im Krankenhaus von Brest, auf einem Friedhof von Brest begraben,
  • Peter ESSER, gestorben am 22. Januar 1919 im Krankenhaus von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Aziz FEIZULLAH, gestorben am 28. April 1917 im Krankenrevier von Île Longue, auf einem Friedhof von Brest begraben,
  • Jean FUCHSLUGER, gestorben am 23. Januar 1919 im Pflegeheim von Quimper, auf einem Friedhof von Quimper begraben,
  • Karl GRIERSHAMMER (oder GRIERSLAMMER), gestorben am 28. August 1919 im Krankenhaus von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Erich HAERTEL, gestorben am 7. Dezember 1918 im Krankenhaus der Marinewerft von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Franz HOLZMANN, gestorben am 26. November 1918 im Krankenhaus der Marinewerft von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Valentin KALUZA, gestorben am 26. August 1915, auf Île Longue, unbekannt Grabstätte,
  • Anton KORFF, gestorben am 6. September 1916 im Krankenhaus der Marinewerft von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Hans, Carl LAGEMANN, gestorben am 28. November 1918 im Krankenhaus der Marinewerft von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Friedrich LEY, gestorben am 18. Oktober 1917 im Krankenhaus der Marinewerft von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Wilhelm LÖWENSTEIN, gestorben am 8. Dezember 1918 im Krankenhaus der Marinewerft von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Emil MASURATH, gestorben am 18. September 1919 im Krankenhaus von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Karl, Johann NAWITSKI, gestorben am 16. Juni 1919 im Krankenrevier von l’Ile Longue, in Crozon begraben,
  • Andreas NEMETH, gestorben am 1. August 1918 im Krankenhaus von Brest, auf einem Friedhof von Brest begraben,
  • Kurt NEUHAUS, gestorben am 14. November 1914 an Bord des alte Kreuzers „Charles Martel“, Hafen von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Roger PANGRAZZI, gestorben am 16. Juni 1919 im Krankenhaus der Marinewerft von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Hugo PITSCHKE, gestorben am 19. Dezember 1916 im Krankenhaus der Marinewerft von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Heinrich PROBST, gestorben am 7. Januar 1915 im Krankenhaus von Brest, auf einem Friedhof von Brest begraben,
  • Theodor ROMBAUER, gestorben am 25. Januar 1917 im Krankenhaus von Brest, auf einem Friedhof von Brest begraben,
  • Todor ROSTAR, gestorben am 1. Juni 1915 im Krankenhaus der Île Trébéron (Crozon), unbekannt Grabstätte,
  • Paul SCHALLERT, gestorben am 26. August 1915 im Krankenhaus der Île Trébéron (Crozon), unbekannt Grabstätte,
  • Hugo SCHLÜTER, gestorben am 4. Dezember 1918 im Krankenhaus der Marinewerft von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Paul SIETZ, gestorben am 2. Dezember 1918 im Krankenhaus der Marinewerft von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • August SOHN, gestorben am 3. Dezember 1918 im Krankenhaus der Marinewerft von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Adam STAUTZ, gestorben am 13. Februar 1918 im Krankenhaus von Brest, auf einem Friedhof von Brest begraben,
  • Diedrich TODSEN, gestorben am 3. Dezember 1918 im Krankenhaus von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben,
  • Sebastian TRENN, gestorben am 4. November 1914 im Krankenhaus von Brest, , auf einem Friedhof von Brest begraben,
  • Gustav WÜST, gestorben am 8. Dezember 1918 im Krankenhaus von Brest, auf dem Friedhof von Kerfautras begraben.

 

Friedhof Kerfautras, Brest

 

Friedhof Kerfautras, Brest

 

Die 31. Abteilung, Kerfautras, Brest

 


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